Der wohl beliebteste Fernwanderweg Europas führt von Oberstdorf nach Meran und verläuft in sechs Etappen einmal quer über die Alpen. Die richtige Ausrüstung vorausgesetzt kann die Strecke von knapp 125 Kilometern jeder geübte Wanderer schaffen. Dabei darfst du aber keine Angst vor einigen ausgesetzten Stellen haben. Kletterausrüstung wird jedoch nicht benötigt.
Auf den sechs Etappen wirst du nicht nur 4950 Höhenmeter bergauf und 6470 Höhenmeter bergab zurücklegen, sondern auch viele atemberaubende Ausblicke genießen und ebenso viele bezaubernde Täler durchqueren. Auf jeden Fall solltest du auch die Ötzifundstelle besuchen und Österreichs längste Hängebrücke in Holzgau überqueren.
Die Einträge zu den einzelnen Etappen findest du natürlich auf TouriSpo mitsamt downloadbaren GPS-Tracks und als PDF-Datei für unterwegs, in der alle wichtigen Daten für dich zusammengefasst sind.
Etappe 1: Oberstdorf - Kemptner Hütte
Der Fernwanderweg E5 beginnt beschaulich am Bahnhof in Oberstdorf. Von hier geht es schnurstracks durch die Stadt und durch eine Art Stadtpark am Trettach entlang in Richtung des Dörfchens Spielmannsau. Hier findest du ein paar kleine Wirtshäuser und einen Brunnen um deine Wasservorräte für den Aufstieg zur Kemptner Hütte aufzufüllen.
Der Aufstieg umfasst in der kompletten Etappe etwa 1.600 Höhenmeter, was einen sehr guten Einstieg auf die bevorstehenden Etappen bedeutet. Der Weg zur Kemptner Hütte dauert etwa drei Stunden und führt durch enge Serpentinen am Berg entlang hinauf. Auf 1310 Meter wird der Sperrbach überquert und ein kleiner Rastplatz erreicht, der sich hervorragend für eine kleine Verschnaufpause eignet. Vorbei am Sperrbachtobel, Allgäus wildeste Lawinenschlucht, erreichst du die Kemptner Hütte auf 1844 Meter. Wer sich noch allzu fit fühlt, für den steht der kurze Anstieg auf den Muttlerkopf bereit, der von der Kemptner Hütte aus in etwa eineinhalb Stunden zu erreichen ist. Alle anderen sollten sich die Kräfte sparen und ausgeruht die nächste Etappe zur Memminger Hütte angehen.
Etappe 2: Kemptner Hütte – Memminger Hütte
Mit die längste Etappe der Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran ist der Weg von der Kemptner Hütte zur Memminger Hütte, die sich in den Lechtaler Alpen befindet.
Die Etappe startet mit einem kurzen Aufstieg zum Mädelejoch, die auch die Grenze zwischen Deutschland und Österreich mit einem kleinen Schild markiert. Von hier aus geht es die nächsten etwa zwei Stunden bergab in Richtung des Dorfes Bach in einer von zwei Varianten. Die etwas längere Variante führt über Österreichs längste Hängebrücke, der Holzgauer Hängebrücke, den wir allen E5-Fernwanderern empfehlen würden (etwa. 45 Minuten vom Café Uta). Variante 2 geht am Simms-Wasserfall vorbei und dauert etwa 30 Minutem vom Café Uta aus.
Bei den beiden Varianten lautet das Ziel der Gasthof Bären in Holzgau. Von hier aus empfiehlt es sich das Taxi der Firma Feuerstein zu nehmen, das dich und dein Gepäck direkt zum Startpunkt der Materialseilbahn transportiert. Möchtest du nicht darauf warten, steht alternativ eine Busverbindung zwischen Holzgau und Bach einige hundert Meter rechterhand bereit. Die Strecke von Bach zum Start des Aufstieges hat aber wenig zu bieten und sollte nach Möglichkeit überbrückt werden, um sich die Kräfte für die bevorstehenden Tage zu sparen. Zudem hat es der Aufstieg zur Memminger Hütte in sich, auch wenn du optional für eine Gebühr von vier Euro dein Gepäck mit der Materialseilbahn nach oben bringen lässt.
Der Aufstieg am Ende dieser Etappe umfasst insgesamt über 700 Höhenmeter, für welche einige kleinere Verschnaufpausen eingerechnet werden sollten. Das Ziel, die Memminger Hütte, ist jedoch all diese Strapazen wert und belohnt dich mit einem herrlichen Blick über die Lechtaler Alpen und einem grandiosen Sonnenuntergang. Gutes Wetter vorausgesetzt. Die Terrasse lohnt auf jeden Fall und sollte für die anstrengende Tagestour für ein Feierabendgetränk genutzt werden. Am nächsten Tag erwartet dich dann die Reise ins Lochbachtal nach Zams.
Etappe 3: Memminger Hütte – Zams
Nach dem anstrengen Aufstieg des Vortages steht heute das entgegengesetzt Programm auf dem Tagesplan. Nachdem du den kurzen Aufstieg von der Memminger Hütte zur Seescharte hinter dich gebracht hast, erwartet dich zu allererst ein Panoramablick, der seinesgleichen sucht. Den solltest du auf alle Fälle einige Minuten genießen, bevor du den restlichen Tag den Weg ins Tal zurücklegst.
Das erste Ziel des Abstiegs ist das Lochbachtal, in dem du zur Stärkung entweder die Oberlochalm (August) oder die Unterlochalm (Juli, September, Oktober) aufsuchen kannst.
Wohl gestärkt und ausgeruht erwartet dich fortan ein etwa drei Stunden langer Abstieg, bei dem du das Ziel immer vor Augen hast oder besser unter deinen Füßen. An engen Serpentinen geht es an der Bergfront immer bergab und mit jeder Kehre wird das unter dir liegende Zams etwas größer. Auf etwa 990 Meter findest du eine kleine Raststation, die Märchenwiese, auf der du einige Minuten verschnaufen kannst. Nach den letzten Kehren stehst du mitten in Zams und ein Taxi bringt dich am Besten direkt zu deiner Unterkunft oder weiter zur Venetbahn, die dich zur Zamser Skihütte bringt. Hast du hier nicht vorreserviert, empfiehlt sich ein kurzer Anruf, um die Strecke nicht umsonst zurückzulegen.
Etappe 4: Zams – Braunschweiger Hütte
Je nachdem wie weit die Vortagesetappe ging, startet Tag 4 der Alpenüberquerung an der Talstation der Venetbahn oder bei der Zamser Skihütte, von der aus ein 15-minütiger Spaziergang zur Mittelstation zurückgelegt werden muss.
Von der Bergstation führt diese Tagesetappe entweder über den Panoramaweg oder über den Gipfel des Venets zur Larcher Alm, an der sich beide Varianten wieder treffen. Die zweifellos schönere Variante ist über den Venet, da sich hier ein sagenhafter Blick auf die Ötztaler Alpen, das Pitz- und Kaunertal im Süden ergibt. Im Norden kannst du bei gutem Wetter die Lechtaler Alpen mit der zwei Tage zuvor überquerten Seescharte erkennen.
Von der Larcher Alm, die sich gut für eine kurze Rast eignet, geht es jetzt bergab nach Wenns. Hier steht entweder ein Bus nach Mittelberg oder das Taxiunternehmen Pitztal Reisen bereit. Das Taxi besitzt eine Sonderfahrerlaubnis bis zur Gletscherstube und ist für schon etwas müde Wandersleute die vielleicht bessere Wahl.
Von Mittelberg aus steht dir nun ein etwa dreistündiger und gut 1000 Höhenmeter umfassender Aufstieg zur Braunschweiger Hütte bevor. Wie bei der Memminger Hütte befindet sich hier eine kostenpflichtige Materialseilbahn, die dein Gepäck nach oben bringt. Nimm dir aber auf alle Fälle genügend Wasservorräte mit auf den Aufstieg. Die Braunschweiger Hütte wurde 2010 renoviert und ist der höchstgelegene Schlafplatz der gesamten Tour.
Etappe 5: Braunschweiger Hütte – Martin-Busch-Hütte
Nach dem anstrengenden Aufstieg des Vortagesetappe steht dir am fünften Tag wieder ein langer Abstieg ins wunderschöne Vent bevor. Wie auch bei der zweiten Etappe beginnt diese jedoch auch mit einem kurzen Aufstieg zum Pitztaler Jöchl, bevor es über den Rettenbachgletscher und den Weißkarsee runter ins Bergdorf Vent geht.
Da diese Etappe über den Söldener Gletscher führt, erwartet dich an diesem Tag sicher Schnee, der zur Vorsicht aufrufen sollte um nicht einen Abbruch der Fernwanderung so kurz vor dem Ziel zu riskieren. Den Rettenbachgletscher, den du gut an den Liftanlagen und dem riesigen SB-Resturant erkennst, verlässt du per Bus durch den Rosi-Mittermeier-Tunnel zum Tiefenbachgletscher, wo die Reise per pedes fortführt. Es erwartet dich ein langgezogener Abstieg zum Weißkarsee und schließlich nach etwa drei Stunden vom Tiefenbachferner das kleine Dörfchen Vent. Dieses sollte entweder als Lager oder als Zwischenstopp genutzt werden. Die letzte Etappe zum Vernagter Stausee kann auch ohne Probleme von Vent aus zurückgelegt werden. Wer noch Kräfte über hat, der genießt einen etwa zwei Stunden langen, nicht sehr schweren Aufstieg zur Martin-Busch-Hütte, der durch eine unglablich schöne Sonnenterrasse überzeugen kann.
Etappe 6: Martin-Busch-Hütte – Vernagter Stausee
Die sechste und somit letzte Etappe des E5 Fernwanderweg-Klassikers von Oberstdorf nach Meran führt von der Martin-Busch-Hütte aus über die Ötzi-Fundstelle und die Similaunhütte zum Vernagter Stausee, wo dich ein Bus ins südtiroler Meran und zum Ziel der Alpenüberquerung befördert.
Das Frühstück solltest du dennoch entspannt auf der Sonnenterrasse der Martin-Busch-Hütte genießen, bevor du dich an den Aufstieg zur Ötzifundstellte wagst. Diese kann auch ausgelassen werden, sollte jedoch nach Möglichkeit unbedingt besucht werden. Der Ausblick auf knapp 3200 Meter ist einer der Höhepunkte der gesamten Alpenüberquerung.
Von der Ötzifundstelle weiter zur Similaunhütte, der höchstgelegenen Hütte des Fernwanderwegs dauert in etwa 30 bis 45 Minuten. Nach einer Stärkung geht es fortan nur noch bergab zum Vernagter Stausee, der durch seine kristallklare, blaue Farbe ein Eyecatcher während des gesamten Abstiegs ist. Die Hütten oberhalb des Stausees bieten die nochmal eine letzte Stärkung an. Du kannst dich hier außerdem informieren, wann der nächste Bus in Richtung Meran startet. Kleiner Tipp am Rande: Da viele gebuchte Reisegruppen den Weg über die Alpen wandern, steht oftmals ein Reisebus dieser Gruppe parat. Nettes Fragen und ein kleiner Obulus bringt dich vielleicht schneller und günstiger ans Ziel als der planmäßige Linienbus.
Meran - Zeit zur Erholung in Südtirol
Das Ziel, Meran, sollte auf jeden Fall nicht am gleichen Tag wieder verlassen werden. Obwohl die Unterkünfte in der Stadt nicht die günstigsten sind, kannst du deine Reise am nächsten Tag zum Beispiel in der Meraner Therme in einem Whirlpool ausklingen lassen oder dich auf eine kulturelle Wanderung durch die Stadt begeben. Dabei solltest du die unbedingt die Gärten von Schloss Trauttmansdorff im Osten der Stadt und das Schreibmaschinenmuseum im Westen ansehen. Wenn du es lieber noch etwas aktiver angehen willst, dann steht dir wenige Kilometer weiter nördlich das Erlebnisbergwerk Schneeberg zur Verfügung. Dies kann mit dem entspannten Besuch im Museum Passeier kombiniert werden.
Packliste für eine mehrtätige Wanderung
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