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Beschreibung
Der Tempel von Philae befindet sich auf der Insel Agilkia im Nassersee bei Assuan. Ursprünglich befand sich die Anlage, wie ihr Name verrät, auf der benachbarten Insel Philae, die beim Bau des Stausees überschwemmt wurde. Daher versetzte man den Tempel etwa 600 Meter nordwestlich. Das Hauptgebäude war der altägyptischen Göttin Isis gewidmet. Um dieses herum befinden sich zahlreiche weitere kleine Bauwerke wie der Drajan-Kiosk oder der kleine Hathor-Tempel.
Der Osirismythos
Einer altägyptischen Legende zu Folge fand die Göttin Isis auf Philae ihren Mann Osiris, nachdem dieser von seinem Bruder Seth umgebracht, zerstückelt und seine Einzelteile auf das ganze Land verteilt wurden. Isis soll dem Osirismythos nach alle Körperteile wieder gefunden und zusammengesetzt haben.
Architektur der Anlage
Da die Anlage im Laufe der Geschichte immer wieder um Nebengebäude und Kapellen erweitert wurde, besteht sie heute aus mehreren Komplexen. Den Eingang zum Haupttempel markiert, wie bei altägyptischen Tempelanlagen üblich, ein etwa 20 Meter hoher und 38 Meter breiter Pylon. Diesem folgen ein Hof sowie ein zweiter Pylon. Dahinter befindet sich eine Säulenhalle mit zehn Säulen. Einst waren sie reich bemalt – da der Tempel aber nach dem Bau des alten Assuan-Staudamms unter Wasser stand, sind die Verzierungen heute nicht mehr erhalten. An den Wänden finden sich hier neben altägyptischen Reliefs auch koptische Kreuze aus dem sechsten Jahrhundert nach Christus. In dieser Zeit wurde der Tempel zu einer Kirche umfunktioniert. Im Zentrum des Haupttempels befindet sich das Heiligtum. Hier kann man noch heute den Sockel sehen, auf dem in der Antike eine Barke mit der Abbildung der Göttin Isis stand.
Entstehung und Geschichte
Isis-Kult im Philae-Tempel
Die ältesten erhaltenen Belege über den Philae-Tempel, der oft auch als „Perle des Nils“ bezeichnet wird, stammen aus der Zeit zwischen 379 und 360 vor Christus. Sogar als im Jahr 391 nach Christus das Christentum zur Staatsreligion in Ägypten erklärt wurde, gingen Anhänger der Göttin Isis hier ihrem Verehrungskult nach. Kaiser Justinian I. ließ den Tempel daher 535 mit Gewalt schließen und funktionierte ihn zu einer Kirche um. In dieser Zeit wurden zahlreiche antike Reliefs an den Tempelfassaden zerstört.
Versetzung der Tempelanlage
Als Anfang des 20. Jahrhunderts der alte Assuan-Staudamm gebaut wurde, stand der Tempel für mehrere Monate unter Wasser. Während des Baus des neuen Staudamms in den 1970er Jahren wurden die hier siedelnden Nubier umquartiert und in diesem Zuge beschloss man auch, den Tempel auf ein höher gelegenes Gelände umzuziehen, nämlich auf die Nachbarinsel Agilkia. Dazu wurden die Bauten in insgesamt 37.363 Blöcke zersägt und anschließend originalgetreu wieder zusammengebaut. Seit 1979 gehört die Tempelanlage zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Anfahrt
Der Tempel befindet sich mitten im Nassersee auf der Insel Agilkia. Diese ist nur mit einem Motorboot von der Anlegestelle in Assuan aus zu erreichen. Touristen werden für gewöhnlich in Begleitung eines erfahrenen Reiseführers dorthin gebracht.