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Beschreibung
Die Sagrada Família in Barcelona ist eine römisch-katholische Basilika und eines der berühmtesten Werke des Architekten Antoni Gaudís. Seit 1882 in Bau, ist die im Stil des Modernisme, einer Form des Jugendstils, entworfene Kirche bis heute unvollendet und dennoch das berühmteste Wahrzeichen der Stadt. Zum 100. Todesjahr Gaudís im Jahr 2026 soll die Kirche fertiggestellt sein. Betragen hätte die Bauzeit dann 144 Jahre.
Verschiedene Stilepochen vereint
Gelegen ist das Gotteshaus im schachbrettartig angelegten Stadtteil Eixample, nördlich der Altstadt Barcelonas. Mit ihrer imposanten Größe und dem kreuzförmigen Grundriss nimmt die Kirche einen kompletten Straßenblock ein. Durch ihre lange Bauzeit verbindet die Sagrada Família verschiedene Architekturstile. Begonnen im neugotischen Stil und im Stil der Modernisme, treten inzwischen vermehrt Elemente der Moderne auf.
Innenraum des Gotteshauses
Der Innenraum der Basilika besitzt eine enorme Gewölbehöhe zwischen 30 und 75 Metern. Getragen werden die Gewölbe von steinernen Säulen, die an Bäume erinnern sollen und daher an ihren oberen Enden Verzweigungen besitzen, die einzelne Äste darstellen. Unterhalb der Passionsfassade befindet sich außerdem ein Museum, das dem Lebenswerk Gaudís gewidmet ist. Unter der Apsis liegt die Krypta. Da der Bau dieser zum Zeitpunkt der Bauleitungsübernahme Gaudís schon begonnen hatte, waren kaum Änderungen möglich. Gaudí erhöhte jedoch das Gewölbe, sodass Licht hineinströmen kann. Der Innenraum ist seit 2010 vollendet und der Altar wurde im selben Jahr geweiht. Inzwischen werden farbige Fenstergläser eingesetzt, die gen Himmel heller werden.
Äußeres Erscheinungsbild
Nach aktuellem Baustand besitzt die Sagrada Família zwei Schaufassaden, die Geburtsfassade und die Passionsfassade, die sich an den jeweils gegenüberliegenden Enden des Querhauses befinden. Erstere wurde größtenteils zu Gaudís Lebzeiten fertiggestellt und richtet sich gegen Nord-Osten. Unfassbar detailgenau zeigt sie die Geburt Jesu sowie das Leben Christi und besteht aus drei Portalen, die die Tugenden des Christentums Glaube, Hoffnung und Liebe darstellen. Gekrönt wird die Fassade vom Baum des Lebens, einer Zypresse, die ebenfalls äußerst detailreich dargestellt ist.
Die süd-westlich ausgerichtete Passionsfassade veranschaulicht den Leidensweg Christi, darunter den Kuss des Judas und die Kreuzigung. Sie wurde nach dem Tod Gaudís begonnen und ist wie der Großteil des Gebäudes noch unvollendet. Die Passionsfassade stellt nicht nur örtlich gesehen das Gegenstück zur Geburtsfassade dar, sondern auch stilistisch, ist sie doch von klaren Linien gekennzeichnet, sehr übersichtlich aufgebaut und enthält kaum Verzierungen. Gestützt wird sie von sechs schräg ausgerichteten Säulen.
Die Türme
Nach Bauende soll die Sagrada Família 18 Türme besitzen, wovon 12 den Aposteln gewidmet werden. Einige dieser Türme sind über sehr schmale Steinbrücken miteinander verbunden. Vier weitere Türme werden den Evangelisten, zwei weitere Maria und Jesus Christus gewidmet, wobei letzterer den Hauptturm der Basilika darstellen und den Planungen nach alle anderen Türme überragen wird. Gleichzeitig wäre dies dann mit 172,5 Metern der höchste Kirchturm der Welt.
Fragliche Realisierungen
Die sich im Bau befindende nach Süd-Osten ausgerichtete Fassade der Herrlichkeit soll den Planungen zufolge 21 Säulen und zwei Kapellen besitzen. Darüber hinaus ist vor ihrer Hauptfassade eine imposante Treppenanlage geplant. Der Bereich, in dem sich die Treppen befinden sollen, ist jedoch seit Jahrzehnten von einem Wohnblock eingenommen, wodurch eine Durchsetzung des bisherigen Planes unmöglich erscheint.
Entstehung und Geschichte
Die Idee für den Bau zu Ehren der Heiligen Familie in Barcelona kam von einem ortsansässigen Besitzer einer religiösen Buchhandlung, Joseph Maria Bocabella. Nach der Rückkehr seiner Italienreise und verzaubert von den gesehenen großen Kirchen, beschloss er 1874, eine große, durch Spenden finanzierte Sühnekirche erbauen zu lassen. Dank zahlreicher Spenden konnte der Bauplatz der heutigen Sagrada Família 1881 erworben werden und umfasste einen gesamten Häuserblock.
Vorerst wurde die Idee, eine Nachbildung der Basilika von Loreto in Italien zu erbauen, verworfen und der Architekt Francesco de Paula del Villar entwarf eine schlichte Kirche mit schmalem Fassadenturm. Bei der Grundsteinlegung 1882 war auch Antoni Gaudí anwesend. Nach einem Zerwürfnis zwischen Bauleiter und Architekt, übernahm Gaudí das Projekt. Nur drei Jahre nach Baubeginn legte Gaudí ein neues Gesamtkonzept vor. Durch große Spenden sahen sich die Bauherren veranlasst, das Gotteshaus wesentlich größer zu gestalten als vorerst angedacht. Gaudí sollte letztendlich 43 Jahre an der Kirche arbeiten, 15 Jahre davon sogar ausschließlich, ohne ein Bauende in Sicht.
Gaudís Tod und Bürgerkrieg
Gaudí starb 1926 bei einem Straßenbahnunfall. Zu dem Zeitpunkt waren gerade 15 bis 20 Prozent des Baus vollendet. Als 10 Jahre später der spanische Bürgerkrieg ausbrach, brannte ein Teil der kurz zuvor beendeten Geburtsfassade nieder und Teile der Krypta wurden zerstört. Ein enger Freund Gaudís und geistlicher Leiter der Sagrada Família wurde getötet, Gaudís ursprüngliche Baupläne, meterhohe Gipsmodelle und Zeichnungen gingen teilweise verloren oder wurden schwer beschädigt. Nach Ende des Krieges fanden sich Architekten und frühere Mitarbeiter Gaudís zusammen und halfen, die Modelle zu rekonstruieren, sodass der Bau 1950 fortgesetzt werden konnte.
Protestbewegungen
Seit Gaudís Tod kommt es immer wieder zu Protesten moderner Architekten und Stadtplaner, die die Ansicht vertreten, dass ein Weiterbau an der Sagrada Família verboten sei, da man nicht wisse, ob die Fortführung der Baumaßnahmen und Rekonstruktion der Pläne auch den Vorstellungen Gaudís entsprächen. Da sich der Bau der Kirche bis heute ausschließlich über Spenden, Unterstützung von Stiftungen und Eintrittsgeldern finanziert, gibt es auch daher immer wieder neue Proteste, die einen endgültigen Baustopp fordern und die Vermarktung zu touristischen Zwecken kritisieren.
Weltkulturerbe und Weihung durch den Papst
2005 nahm die UNESCO die Geburtsfassade, die Apsisfassade sowie die Krypta als Erweiterung des Weltkulturerbedenkmals Arbeiten von Antoni Gaudí in ihre Liste auf. Im November 2010 wurde die Sagrada Família von Papst Benedikt XVI. geweiht und zur päpstlichen Basilica minor, der Ehrentitel für ein bedeutendes Kirchengebäude, erhoben.
Wissenswertes
- Sagrada Família Barcelona gehört zu den 10 bestbewerteten Ausflugszielen in Spanien.
Anfahrt
Schnell und einfach gelangt man mit den Metro-Linien L2 und L5 zur gleichnamigen Haltestelle Sagrada Família. Ebenso unkompliziert sind die Buslinien 19, 33, 34, 43, 44, 50, 51, B20 and B24. Der Haupteingang befindet sich an der Geburtsfassade in der Correr de la Marina gegenüber des Parks Plaça de Gaudí.