Inhalt
Beschreibung
Abu Simbel ist die südlichste Ortschaft Ägyptens. Sie befindet sich kurz vor der Grenze zum Sudan. Hier stehen zwei Felsentempel, die durch Ramses II. im 13. Jahrhundert vor Christus erbaut wurden. Der größere Tempel ist dem Ruhm des berühmten Pharaos gewidmet, der kleinere diente dem Andenken an Ramses’ Frau Nefertari. Beide Bauwerke gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Berühmt sind sie nicht nur wegen ihrer einmaligen Felsen-Architektur. Sie befanden sich ursprünglich rund 50 Meter vom aktuellen Standort entfernt. Durch das ansteigende Wasser des Nassersees in den 1960er Jahren liefen die beiden Kulturgüter Gefahr, zu versinken und mussten daher versetzt werden.
Die Architektur der Tempelanlagen
Der Eingang zum großen Ramses-Tempel wird von vier Kolossalstatuen gesäumt, die den Pharao zeigen. Jede von ihnen ist 21 Meter hoch. Allein die Lippen des Königs sind jeweils einen Meter lang, der Abstand zwischen den Ohren beträgt über vier Meter! Im Inneren des Tempels befindet sich eine Pfeilerhalle mit weiteren Kolossalstatuen des Pharaos. Um seine Macht zu demonstrieren, sind die Tempelwände mit Kriegsabbildungen gesäumt.
Im starken Kontrast dazu steht der kleinere Tempel, der Ramses’ Frau Nefertari gewidmet ist. Während der große Tempel mit seinen Kriegsdarstellungen düster und imposant auf den Besucher wirkt, zeichnet sich Nefertaris Anlage durch helle Reliefs und filigrane Abbildungen der zarten Königin aus.
Das Sonnenwunder im Ramses-Tempel
Ein weltweit einmaliges Phänomen ist das sogenannte „Sonnenwunder“ im Allerheiligsten des Ramses-Tempels. Dieses Ereignis findet zweimal im Jahr statt. Dann nämlich beleuchten die Strahlen der Sonne für jeweils etwa 20 Minuten genau drei der vier sitzenden Götterstatuen, die sich im hintersten Bereich des Tempels, dem sogenannten Allerheiligsten, befinden. Die beleuchteten Figuren stellen Amun-Re, den obersten der Götter, den vergöttlichten Pharao Ramses selbst sowie den Gott Re-Harachte dar. Im Dunkeln sitzt dagegen Ptah, der Gott des Totenreiches. Dieses Sonnenwunder ereignet sich immer um den 21. Februar und den 21. Oktober. Astronomisch bedingt verschiebt sich das Datum meist um ein paar Tage.
Entstehung und Geschichte
Bau der Tempel
Wann genau die Tempel erbaut wurden, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Man geht davon aus, dass sie zwischen 1260 und 1250 vor Christus errichtet wurden. In dieser Zeit starb auch Ramses’ Frau Nefertari. Eingeweiht wurden die beiden Tempel im 24. Regierungsjahr des Pharaos.
Wiederentdeckung und Freilegung
Bis ins 19. Jahrhundert war der große Tempel von Ramses II. fast vollständig von Sand verschüttet. Der Schweizer Jean Louis Burckhardt entdeckte ihn im Jahr 1813. Vier Jahre später begann der Italiener Giovanni Battista Belzoni damit, den Tempel freizulegen. Ab 1828 wurde der Komplex dann von einem französisch-italienischen Team wissenschaftlich untersucht. Komplett freigelegt war der große Tempel erst im Jahr 1909.
Versetzung nach Abu Simbel
Als man in den 1950er Jahren damit begann, den Bau des neuen Assuan-Hochdamms zu planen, drohten die Tempel von Abu Simbel im Stausee zu versinken. Daher bat im Jahr 1960 die UNESCO offiziell um internationale Hilfe bei der Rettung der Anlagen. Daraufhin wurden verschiedene Lösungsversuche diskutiert. 1963 entschied man sich dann, die Tempel in Felsblöcke zu zerlegen und diese an einem höher gelegenen Ort neu zusammenzusetzen. Dieses Vorhaben wurde bis 1968 von einem internationalen Team umgesetzt.
Wissenswertes
- Tempel von Abu Simbel gehört zu den 5 bestbewerteten Ausflugszielen in Ägypten.
Anfahrt
Abu Simbel ist der südlichste Ort Ägyptens vor der sudanesischen Grenze. Touristen gelangen von Assuan aus entweder mit dem Flugzeug oder über einen Auto-Konvoi zu den Tempeln. In der Regel treffen sich morgens die Reisebusse an einem festen Punkt in Assuan und fahren dann gemeinsam in Polizeibegleitung nach Abu Simbel. Die Fahrt durch die Wüste dauert rund drei Stunden. Im Sommer kann man während der Rückfahrt am Nachmittag häufig eine Fata Morgana beobachten. Der Wüstensand sieht dann aus, als ob es sich um eine Wasseroberfläche handeln würde.