Inhalt
Beschreibung
Bei den Loos-Interieuren handelt es sich um acht erhaltene Wohnungseinrichtungen, die der Architekt Adolf Loos in den 1930er Jahren konzipiert hatte. Bei einer kommentierten Besichtigung kann man die Loos-Interieure, die damals für Investoren aus der jüdischen Gemeinde Pilsens eingerichtet wurden, besichtigen. Dabei erzählt jede der acht Einrichtungen ihre eigene Geschichte, die meist eng verwoben ist mit der Zeit während des Zweiten Weltkriegs sowie der nachfolgenden kommunistischen Regierung.
Vor allem architektonisch sind die Loos-Interieure äußerst wertvoll. Die für die damalige Zeit äußerst moderne und zugleich zeitlose Arbeit des Architekten Adolf Loos ist heute weltberühmt. Typisch für seine Einrichtungen sind die natürlichen, hochwertigen Materialien. Zudem legte er besonderen Wert darauf, Räume bestmöglich auszunutzen, weshalb sich immer wieder auch - für seine Zeit eher untypische - Einbauschränke und andere praktische Möglichkeiten zum Verstauen finden.
Appartement von Richard Hirsch:
Die ersten, die in Pilsen ihre Wohnungseinrichtung von Loos konzipieren ließen, waren Martha und Wilhelm Hirsch. Bereits 1907 machte er Vorschläge für deren Wohnung in der Plach√©ho Straße 6. Im selben Haus befand sich das Appartement ihres Sohnes Richard. Es wurde 1927 ebenfalls von Loos eingerichtet.
Wohnung von Vilém und Gertruda Kraus:
Zu den schönsten Einrichtungen in Pilsen gehört die der Wohnung in der Bendova Straße 10, deren Eigentümer einst Vilém und Gertruda Kraus waren. Loos richtete die Wohnung um 1930 für die Familie ein. Besonders wertvoll sind das Esszimmer und der Salon der Wohnung. Der Raum ist mit grünem Cipollino-Marmor verfliest und die Decke mit Mahagoniplatten belegt.
Während Vilém rechtzeitig nach England ausreisen konnte, starben seine Frau Gertruda sowie die gemeinsamen Kinder in einem Vernichtungslager des NS-Regimes.
Wohnung von Arzt Josef Vogl:
Josef Vogl wohnte in der Klatovská Straße 12, in einem Haus, das während der NS-Zeit in die deutsche Verwaltung überging. Für den Mediziner hat Loos hier auch eine Arztpraxis eingerichtet. Erhalten geblieben sind bis heute zwei Zimmer: der Salon und das Esszimmer.
Wohnung von Hugo Semler:
Der Unternehmer Hugo Semler ließ seine Wohnung in der Klatovská Straße 19 ebenfalls von Adolf Loos einrichten. Erhalten sind bis heute das Esszimmer sowie der Salon und ein kleiner Musiksalon. Während des Zweiten Weltkriegs nutzte Georg von Majewski, Militärkommandant der Stadt Pilsen, die Einrichtung als Arbeitszimmer. Nach der Kapitulation im Mai 1945 erschoss er sich hier.
Entstehung und Geschichte
Der Architekt Adolf Loos lebte und arbeitete von 1907 bis 1910 sowie von 1927 bis 1932 in Pilsen. Zu seinen Kunden gehörten vor allem jüdische Unternehmerfamilien, die sich damals überwiegend um die heutige Klatovská-Tilda-Straße ansiedelten. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs mussten viele der Familien ihre Wohnungen verlassen. Diese wurden daraufhin häufig von Nachmietern verwüstet. Erst vor wenigen Jahren konnten die Einrichtungen rekonstruiert werden. Manche der Wohnungen sind aber nach wie vor nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden.
Wissenswertes
- Mit CZK290 für den Tagespass gehört das Ausflugsziel zu den 10 günstigsten in Tschechien.
Anfahrt
Mit dem Auto:
Die Loos-Interieure befinden sich in der Umgebung der Klatovská Straße. Aus Deutschland kommend folgst du der tschechischen Autobahn D5 bis zur Ausfahrt 89. Dann nimmst du die Route 26. Nach etwa vier Kilometern kommst du an einen Kreisverkehr, den du über die zweite Ausfahrt verlässt. Nach weiteren zwei Kilometern biegst du links nach Borská ab und kurz darauf rechts auf Chelcick√©ho. Danach nochmal links auf nam. Ceskych bratr√≠ und wieder rechts auf M√°nesova. Dann befindest du dich in der Klatovsk√° Straße.